Kommentar: Zusammen wohnen und leben

Beim generationsübergreifenden Wohnen füreinander da sein – in der Oststadt und im Michaelisviertel bereits Realität. Ist ein solches Wohnprojekt nicht auch in der Innenstadt denkbar und ein Gewinn für alle?

Als jemand, der schon seit 40 Jahren mit Familie in der Innenstadt lebt, liegt mir dieses Quartier am Herzen.

Zur Qualität des Lebens tragen mehrere Faktoren bei. Wie wohne ich? Wie bewege ich mich im Alltag? Wie kaufe ich ein? Wie erholsam sind die öffentlichen Aufenthaltsorte? Fußläufige Gastronomie spielt eine Rolle und die Frage, wie die Menschen in meiner Nachbarschaft miteinander umgehen.

Die Neustadt, das Kalenberger Graben Viertel und der Michaelishügel bieten einiges, das zum Wohlbefinden im Alltag beiträgt. Und alles ist fußläufig.

Das Miteinander der Menschen habe ich besonders in der Neustadt immer als angenehm empfunden, man kennt sich, sagt sich hallo und weiß voneinander, Small Talk über den Zaun, im Café oder beim Bäcker sind wohltuend.

In allen genannten Quartieren leben Familien, Paare, Singles, viele ältere Menschen, aber auch Studenten. Jede Gruppe hat ihre eigenen Bedürfnisse, aber es eint sie das Miteinander.

Die Innenstadt stelle ich mir als idealen Ort auch für ein gemeinsames Wohnen vor, so wie es in der Oststadt und im Michaelisviertel schon praktiziert wird.

Es müsste doch ein Standort für ein Wohnprojekt zu finden sein, an dem sich sowohl ältere Menschen, als auch jüngere Alleinstehende und Familien gern und zu ihrem eigenen Nutzen beteiligen.

Besonders allein lebende ältere Menschen, die in ihrer körperlichen Mobilität eingeschränkt sind, würden sich freuen, wenn ein jüngerer Mitbewohner ab und zu nach ihnen sieht und vielleicht den Einkauf übernimmt. So manches Elternpaar ohne Einbindung in eine Großfamilie wiederum könnte Ersatzgroßeltern oder junge Erwachsene zum Babysitten gut gebrauchen. Es wäre auch jemand da, der die Flut von Paketen annimmt, die so mancher sich bestellt, aber nicht in Empfang nehmen kann.

Besonders Kinder profitieren im Zusammensein mit mehreren Generationen in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung. In einer solchen Wohnsituation könnte sich jeder auf sein Eigenes zurückziehen, aber auch bei Bedarf miteinander sein.

Dieses wäre eine echte Win-Win-Situation. So heißt das doch heute?!

Dagmar Hohls